Viktoriakarree

Umgeben von vier Straßen, befindet sich im Südosten des historischen Stadtkerns von Bonn das sogenannte »Viktoriakarree«. Als »Block 1« bezeichnet, wurde von hier aus der Wiederaufbau der Innenstadt nach dem Krieg begonnen, noch bevor Bonn zur Hauptstadt wurde.

Um das Viktoriakarree entbrannte 2012 ein langanhaltender Streit. Der Plan eines österreichischen Investors, in den eher unprätentiösen Bereich nahe der Universität ein Shopping Center großen Stils zu setzen, versprach der Stadt ein Zentrum des Handels mit Ausstrahlung in die gesamte Region. Das Konzept für die wirtschaftliche Zukunft hätte jedoch den Verkauf kommunaler Liegenschaften und den Abriss weiter Teile des Karrees erfordert. Mit großem Protest wurde ihm entgegengehalten, dass die Umformung des Viertels soziale Entfremdung, ästhetischen Ruin und den Fortfall öffentlicher Einrichtungen bedeuten würde. 2015 fand sich im Stadtrat nicht mehr die nötige Mehrheit für die Umsetzung des Investorenkonzepts. Nach der Durchführung einer Bürgerwerkstatt bemüht sich die Stadt um eine Neuorientierung, nach außen herrscht vorläufig Stillstand.

Boris Schafgans befasst sich in seinem illustrierten Essay mit der Eigenart des historisch verwitterten Areals und schildert aus sozialdokumentarischer und stadtraumgeschichtlicher Perspektive Vorgänge und Entwicklungen aus den vergangenen hundert Jahren. Wesentlich für das Verständnis des Stadtgebiets sind die Nachkriegsplanungen im städtischen Großprojekt »Umlegung der Altstadt Bonn« (1945–1969) und der Vorlauf zur heutigen Situation, der bereits in den 1990er Jahren einsetzte.

Erscheint voraussichtlich 2022.