Paul oder: Besuche in der Bilderkammer

»Wir hatten uns so viel zu erzählen. So viele Jahre dachte ich mir Geschichten über ihn aus. Immer endeten sie damit, dass wir uns wiedersahen. So viele Versionen einer niemals aufgeschriebenen Geschichte und in keiner begegneten wir uns ausgerechnet auf einem Friedhof. Ausgerechnet Katharina, die sich tatsächlich selbst getötet hatte, verdankte ich diesen glücklichen Zufall.«

Johanna ist sich sicher: Der Mann, den sie auf der Suche nach dem Grab ihrer Freundin sieht, ist ihr vor drei Jahrzehnten verschwundener Halbbruder. Doch als sie ihn mit Gegenständen aus ihrer Familiengeschichte konfrontiert, gibt er vor, sich nicht zu erinnern. Lebt ihr verschollener Halbbruder tatsächlich unter neuer Identität ganz in ihrer Nähe, oder täuscht sich Johanna?

Gudrun Hammers Novelle ist ein sprachlich hochsensibles Leseerlebnis über Schuld und die Kraft der Hoffnung.

»Literatur beginnt mit Sprache. Erst wenn sie mich verführt, finde ich zum Inhalt. Im Mainstream vordergründiger Krimifluten wird das meist vergessen. Kompliment: Diese Autorin beherrscht ihr Handwerk.« (Vito von Eichborn)

Umschlagmotiv: Kornelius Wilkens